Seit Sie das Haus übernommen haben, wurden alle Zimmer umgebaut, jedes individuell. Haben Sie ein Lieblingszimmer?

Vielleicht erkläre ich vorher kurz das Konzept. Das „Beethoven“ ist das Hotel für Wien-Liebhaber. In jedem der 6 Stockwerke erzählen wir einen Aspekt von Wien, von den Kaffeehaus-Literaten über Beethoven und seine Zeitgenossen bis zur Secession. Jedes Zimmer versetzt den Gast, von den verschiedenen Elementen der Innenarchitektur und Ausstattung bis zur Biographie, in die Welt einer bedeutenden Wiener Persönlichkeit.
Mein Lieblingszimmer ist einem Freigeist mit großem Herz, Berta Zuckerkandl-Szeps, gewidmet. Es befindet sich im 6. Stock, im Stockwerk der starken Frauen des Fin de Siècle. Da habe ich auch meine Mutter Sissy vor Augen. Sowohl über Berta Zuckerkandl als auch über meine Mutter gibt es viele Anekdoten wegen ihrer Lebensfreude, Spontanität und unkonventionellen Art.


Das Hotel ist nun fast 10 Jahre im Besitz Ihrer Familie. Erst kürzlich haben Sie gestalterische Zeichen nach außen gesetzt. Warum?

Warum erst jetzt? Die Fassade zeigte, auch wenn unser Haus ein klassizistisches Äußeres hat, nicht unsere ansprechendste Facette.
Seit wir es übernommen haben, hat sich das Haus von innen nach außen entwickelt. Erst jetzt sind wir alle soweit, das Gebäude, unsere Anliegen und unsere Zukunft zu verstehen. Mit Gregor Eichinger hatte ich jemanden gefunden, der dieses Wesen des Hauses interpretiert. Das Einzigartige an unserem Gebäude sind seine Brüche. In den Fünfziger Jahren wurden das Erdgeschoß und das Mezzanin großzügig geöffnet und mit den für die Zeit typischen Stilelementen in Messing versehen. Heute wollen wir weder klassizistisch noch modisch „Vintage“ sein, wir respektieren das Haus und seine ganze Geschichte.


Sie haben sicher diese Geschichte erforscht. Gibt es eine Persönlichkeit, die aus der Unternehmenshistorie hervorsticht und die sie inspiriert?

Die Großmutter unseres Vorbesitzers, Helene Jungreuthmayr, hat 1953 als alleinstehende Mutter zweier Söhne das 1902 als Wohnhaus errichtete Gründerzeithaus in ein Hotel umgebaut. Bis ins hohe Alter von 92 Jahren hat sie im Hotel gelebt (in Zimmer 204) und immer gearbeitet. Sie war eine Gastgeberin aus Berufung, und als solche sehe ich mich auch.
Viele Erbstücke meiner Familie sind ins Hotel integriert, z.B. der Bösendorfer Flügel meiner Mutter oder die Bibliothek meiner Eltern. An Wochenenden veranstalten wir Salonkonzerte in der Papageno Lounge, auch die Bibliothek bietet den Gästen zusätzlichen Ruheraum. Das Erdgeschoss und das Mezzanin des 6-stöckigen Hauses stehen allen Gästen offen und lassen mehr von der Geschichte des Hauses spüren.


Haben Sie einen Spitznamen?

Das lag auf der Hand, man nennt mich oft „ die Ludwig vom Beethoven“. Ludwig ist mein Nachname, „Beethoven“ hieß das Hotel schon lange, bevor wir es kauften.


Gab es jemals die Überlegung den Namen des Hotels zu ändern?

Sie meinen, weil der Name plakativ verstanden werden kann, oder weil Beethoven ursprünglich aus Bonn war? Erstens hieß das Haus eben so, und der Komponist verbrachte ja den Großteil seines Lebens in Wien. In meiner Familie spielte klassische Musik immer eine wichtige Rolle. Wenn es nach meiner Mutter gegangen wäre, wäre ich heute Konzertpianistin. Schon seit meiner frühen Kindheit habe ich einen starken Bezug zu diesem Instrument. Aus all diesen Gründen fanden wir den Namen schön und passend und haben ihn behalten.